Taisir und Nazlia Jouma und ihre drei Kinder Gulhan (14), Siwar (16) und Kawa (17) sind Jeziden. In Syrien ist das lebensgefährlich. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ geht brutal gegen die Minderheit vor. 2013 fliehen die Joumas nach Europa. Sie wollen raus aus dem Bürgerkrieg zu ihrem ältesten Sohn, der bereits in Deutschland lebt. Doch auf legalem Weg – also mit einem Visum – dürfen sie nicht kommen. Daher fliehen sie zu Fuß durch türkische Wälder nach Bulgarien. Von dort wollen sie weiterreisen.
Doch bulgarische Grenzbeamte entdecken die Familie. Als „illegale Einwanderer“ werden sie für eineinhalb Monate eingesperrt, erst als sie einen Asylantrag stellen kommen sie frei und erhalten einen Platz in einem Flüchtlingslager. Die Lebensbedingungen dort sind katastrophal. Die staatliche Hilfe im ärmsten Land Europa beträgt lediglich 32 Euro pro Person, das reicht nicht einmal um Essen zu kaufen.
Noch schlimmer wird es, als sie eine Flüchtlingsanerkennung erhalten. Sie müssen das Lager verlassen und ihnen wird jede Hilfe vom Staat gestrichen. Arbeit gibt es allerdings auch nicht. Auf der Straße leben und betteln, dass wollen die Eltern unbedingt verhindern. „Wir mussten Bulgarien verlassen, da unsere Ersparnisse aufgebraucht waren und wir keine Möglichkeit hatten unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Es gab keine staatliche Unterstützung. Nicht einmal eine Schmerztablette“, sagt Taisir Jouma.
Sie fliehen weiter nach Deutschland und werden in der kleinen bayerischen Gemeinde Kötz untergebracht. Hier kommt die Familie zur Ruhe, der lokale Helferkreis für Flüchtlinge unterstützt wo er kann. Endlich passiert den Joumas wieder etwas Gutes: Die Kinder können wieder zur Schule gehen, finden Freunde und lernen deutsch. Kawa hat sogar schon einen Ausbildungsplatz bei einem Bäcker zugesagt bekommen. „Unsere Kinder lernen deutsch und können endlich wieder in die Schule gehen. Es geht uns hier sehr gut“, sagt Herr Jouma.
Doch dann kommt die Horrornachricht: Der Asylantrag wird abgelehnt, die Behörden erklären, dass sie bereits in Bulgarien geschützt seien. Das müsse reichen. Wie sie dort überleben sollen erklären die Behörden nicht. Die Nachricht löst Panik aus: Siwar springt aus Verzweiflung aus dem Fenster, später versucht Nazlia sich unter ein fahrendes Auto zu werfen. Nur deshalb wird die Abschiebung verschoben. Trotz der Proteste von Mitschülern und Helferkreis will das Landratsamt weiter abschieben. Im Moment ist die Familie wegen des schlechten Gesundheitszustands von Nazlia geschützt. Wie lange noch, das weiß im Moment keiner.